Erkran­kungen der Speichel­drüsen

Umfangreiche Erfahrung in konservativer und operativer Behandlung

Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Speicheldrüsen sowie der damit häufig verbundenen Erkrankungen stellt ebenfalls einen Schwerpunkt unserer Arbeit in der Privatpraxis dar. Aufgrund unserer extrem umfangreichen Erfahrung in der konservativen und operativen Behandlung von Speicheldrüsenerkrankungen und Speicheldrüsentumoren, sind wir in der Lage Ihnen bei fast jedem Problem in diesem Bereich eine maßgeschneiderte Lösung anbieten zu können.

Entzündungen der großen Kopfspeicheldrüsen können durch eine Reihe unterschiedlicher Pathomechanismen ausgelöst werden. Neben einer gestörten Sekretbildung mit Konkrementbildung, Autoimmunerkrankungen sowie allergischen und toxischen Reaktionen sind vor allem virale und bakterielle Infektionen als Auslöser von Sialadenitiden zu nennen.

Betrachtet man die infektionsbedingten Sialadenitiden so ist überwiegend die Gl. parotis betroffen. Insbesondere im Kindesalter handelt es sich in den meisten Fällen um virale Sialdenitiden, die vorwiegend durch das Mumpsvirus verursacht werden.

Bakterielle Sialadenitiden treten insbesondere bei älteren Menschen auf. Meist handelt es sich um akute eitrige Parotitiden, die insbesondere bei immunsupprimierten Patienten mit schwerwiegenden lokalen Komplikationen einhergehen können. Nicht selten treten bakterielle Superinfektionen auch bei chronischen Sialadenitiden unterschiedlicher Ätiologie auf. Darüber hinaus gibt es verschiedene seltene bakterielle Speicheldrüsenentzündungen, z. B. durch mykobakterielle Infektionen.

Akute eitrige Sialadenitis

Epidemiologie

Hinsichtlich der Inzidenz der akuten bakteriellen Sialadenitis existieren nur spärliche Daten. Man geht bislang davon aus, dass ca. 0.03 % aller stationären Krankenhauseinweisungen auf Grund dieser Erkrankung erfolgen. Ob diese Zahlen die aus dem angloamerikanischen Raum stammen auch für die aktuelle Situation in Deutschland zutreffen ist allerdings offen. Nach allgemeiner Einschätzung stellt die akute bakterielle Sialadenitis die zweithäufigste Ursache infektiös-entzündlicher Speicheldrüsenschwellungen dar. Die Erkrankung manifestiert sich meist bei abwehrgeschwächten Patienten im Alter von 50 – 70 Jahren, wobei Männer und Frauen gleichermaßen betroffen sind.

Pathomechanismen und Risikofaktoren

Die akute eitrige Sialadenitis manifestiert sich überwiegend in der Gl. parotis. Dieses Phänomen wird in erster Linie damit erklärt, dass der Parotisspeichel im Vergleich zum Submandibularisspeichel eine geringere bakteriostatische Aktivität aufweist. Darüber hinaus weist die Gl. submandibularis eine höhere Basissekretion und damit ein geringeres Risiko für eine über das Gangsystem aufsteigende bakterielle Infektion auf.

Betrachtet man die zugrunde liegenden Pathomechanismen, so steht ein reduzierter Speichelfluss im Vordergrund, der wiederum eine duktale Keimaszension aus der Mundhöhle mit konsekutiver Sialodochitis und Sialadenitis begünstigt. Eine verminderte Speichelsekretion kann unterschiedliche Ursachen haben, die damit letztendlich als Risikofaktoren für die Entstehung einer bakteriellen Sialadenitis zu betrachten sind.

Häufig liegt eine unzureichende Flüssigkeitszufuhr vor. Dies trifft vor allem auf ältere Menschen zu, die aufgrund einer Abnahme des Durstgefühls zu wenig trinken. Hinzu kommt, dass ältere Menschen relativ häufig Medikamente mit xerogenem Nebenwirkungspotential einnehmen. Darüber hinaus kann eine altersbedingte Funktionseinschränkung der kleinen und großen Kopfspeicheldrüsen vorliegen.

Weiterhin können relevante Flüssigkeitsverluste z.B. durch Fieber oder exsikkierende Enteritiden ebenso wie bestimmte Virusinfektionen (HIV, HCV, Mumps) zu einer eingeschränkten Speichelsekretion führen.

Als weitere Risikofaktoren sind mangelhafte Mundhygiene, Mangelernährung, Alkoholismus, Diabetes und insbesondere chronische Funktionsstörungen der großen Kopfspeicheldrüsen die mit einer verminderten Speichelsekretion einhergehen zu nennen. Im Vordergrund stehen dabei die Sialolithiasis, die chronisch rezidivierende Sialadenitis und die myoepitheliale Sialadenitis.

Selten kann es auch hämatogen über einen Befall der intraglandulären Lymphknoten oder durch ein Übergreifen bakterieller Infektionen der umgebenden Weichteilstrukturen zu einer eitrigen Sialadenitis kommen.

Eine Sonderform stellt die akute postoperative Parotitis dar, die vor allem nach ausgedehnten abdominalchirurgischen Eingriffen auftreten kann. Hierbei spielt einerseits ein ungenügend ausgeglichener intra- und/oder postoperativer Flüssigkeitsverlust eine Rolle. Andererseits kommt es durch vaskulär-toxische Faktoren bzw. durch eine neurovegetative Fehlsteuerung zu einer intraglandulären Aktivierung proteolytischer Enzyme mit konsekutiver Autodigestion von Drüsengewebe. Hierdurch resultiert eine massive Schädigung der betroffenen Drüse in der Folge eine erheblich eingeschränkte Speichelsekretion resultiert. Letztere begünstigt wiederum eine duktale Keimaszension und eine zusätzliche Superinfektion.

In der absoluten Mehrzahl der Fälle basiert die akute eitrige Sialadenitis auf einer Infektion mit Staphylococcus aureus.gefolgt von Streptococcus pyogenes. Selten kann jedoch auch eine Infektion mit Strept. pneumoniae, gram-negativen Keimen oder Anaerobiern zu Grunde liegen.

Klinik

Klinisch imponiert meistens eine rasch auftretende, diffuse, schmerzhafte Schwellung der betroffenen Drüse. Die Haut über der Drüse ist in der Regel überwärmt und gerötet. Meist ist nur eine Drüse betroffen. In ca. 20 % der Fälle kommt es jedoch zu einer bilateralen Manifestation. Aus dem Ausführungsgang entleert sich insbesondere bei vorsichtiger Massage eitriges oder trübes Sekret. Bei massiven entzündlichen Reaktionen können Abszesse, Fisteln und in seltenen Fällen auch eine Fazialisparese auftreten. Häufig bestehen Fieber und ein reduzierter Allgemeinzustand.

Diagnostik

Aufgrund des charakteristischen klinischen Bildes lässt sich die Diagnose meist ohne Schwierigkeiten stellen. Anhand einer gezielten Anamnese gilt es nun Risikofaktoren für eine eitrige Sialadenitis zu erfassen, deren Kenntnis für die spätere Therapie relevant ist. Grundsätzlich sollte eine B-Scan-Untersuchung erfolgen um einerseits eine Sialolithiasis und andererseits eine Abszessbildung auszuschließen. Liefert die Ultraschalluntersuchung Hinweise auf eine Abszedierung oder eine Sialolithiasis empfehlen wir zusätzlich die Durchführung einer CT oder MRT. Hierdurch lassen sich einerseits Abszesse besser lokalisieren. Andererseits können eventuell vorliegende multizentrische Abszesse erfasst werden. Auch bei einer Sialolithiasis kann eine CT – Untersuchung hilfreich für die exakte Lokalisierung des Steines sein. Letztere ist eine wichtige Voraussetzung für eine minimal invasive Entfernung des Steines.

Für die weitere Diagnostik ist ein Abstrich von ausmassiertem Speichelsekret für die bakteriologische Untersuchung und die Erstellung eines Antibiogramms zwingend erforderlich. Bei unpräziser Abstrichtechnik kann dabei allerdings eine Kontamination mit Mundhöhlenflora das Ergebnis beeinflussen. Wenn ein Abszess vorliegt, empfiehlt es sich mittels einer Punktion Material für die mikrobiologische Diagnostik zu entnehmen.

Der Umfang weiterer labordiagnostischer Untersuchungen erfolgt in abhängig von Anamnese und Krankheitsverlauf. Grundsätzlich sollten Entzündungsparameter, Differentialblutbild und Elektrolyte untersucht werden. Darüber hinaus können Virusserologie, Rheumafaktoren, antinukleäre Antikörper oder Angiotensin coverting enzyme wichtige Hinweise auf prädisponierende Grunderkrankungen (Virusialadenitis, myoepitheliale Sialadenitis, Sarkoidose) liefern.

Therapie

Bei der akuten eitrigen Sialadenitis steht die zielgerichtete antibiotische Therapie im Vordergrund der Behandlung. Aufgrund des häufig rasch progredienten Krankheitsbildes wird eine antibiotische Therapie meist vor dem Vorliegen eines Antibiogramms erforderlich. In der Literatur wird initial meistens die Gabe eines staphylokkokenwirksamen Penicillinpräparates empfohlen. Nach unseren eignen Erfahrungen eignen sich hierfür auch Cephalosporine der 1. und 2. Generation, die nicht nur hohe Gewebespiegel erreichen, sondern auch in vergleichsweise hohen Konzentrationen mit dem Speichel in das Gangsystem gelangen. Eine Initialtherapie mit Cephalosporinen wird darüber hinaus in der S2-Leitlinie „HNO: Antibiotikatherapie der Infektionen an Kopf und Hals“ empfohlen. Auch Fluorchinolone weisen eine gute Penetration in das Speicheldrüsengewebe auf, sollten jedoch in erster Linie dann zum Einsatz kommen, wenn die Initialtherapie nicht ausreichend effektiv war. Wenn das Antibiogramm vorliegt kann falls erforderlich eine Umstellung der Antibiose erfolgen.

Gleichzeitig gilt es die Speichelsekretion anzuregen um damit einerseits eine bessere Elimination von Bakterien im Gangsystem zu gewährleisten und andererseits einer erneuten aszendierenden Infektion vorzubeugen. Letzteres kann durch eine forcierte gustatorische Stimulation z. B. durch Kaugummikauen oder durch Lutschen saurer Drops erfolgen. Alternativ kann eine Stimulation der Speichelsekretion z.B. durch Pilocarpinhydrochlorid (3 x 5mg / die erfolgen).

Hinsichtlich einer Stimulation der Speichelsekretion muss allerdings berücksichtigt werden, dass keine relevanten Obstruktionen des Gangsystems die den Speichelabfluß stark einschränken, vorliegen dürfen. Ansonsten ist infolge des Sekretrückstaus mit einer massiven Zunahme der Beschwerden zu rechnen. Abflusshindernisse wie z.B. ein Speichelstein oder eine Stenose sollten daher möglichst umgehend beseitigt werden. Hierzu geeignete minimal invasive Verfahren auf der Basis der Sialendoskopie wurden von der Arbeitsgruppe von Iro entwickelt.

Da die akute eitrige Sialadenitis häufig mit massiven Schwellungszuständen, Schmerzen und Fieber einhergeht, ist eine analgetische, antiphlogistische und antipyretische Therapie empfehlenswert. Ferner müssen gegebenenfalls Flüssigkeits- und Elektrolytdefizite ausgeglichen und eine optimale Mundhygiene gewährleistet werden.

Falls zum Zeitpunkt der Diagnosestellung bereits eine Abszedierung vorliegt muss mit einer zusätzlichen Infektion mit anaeroben Keimen gerechnet werden. In diesen Fällen sollte ähnlich wie beim Peritonsillar- oder Parapharyngealabszess bereits initial eine intravenöse antibiotische Therapie mit Amoxycyclin + Clavulansäure in die Wege geleitet werden. Alternativ hierzu, z. B. bei bekannter Penicillinallergie oder einem schwerwiegenden Leberschaden , kann Clindamycin eingesetzt werden. Darüber hinaus ist eine Abszessspaltung und Drainage erforderlich. Wenn es sich um einen Parotisabszess handelt, empfehlen wir einen ähnlichen Zugang wie bei der Parotidektomie. Nach Darstellung der Drüsenkapsel erfolgt in Abhängigkeit von der Abszesslokalisation eine Inzision parallel zum Verlauf der Fazialisäste. Anschließend wird eine stumpfe Präparation auf den Abszess und eine breite Drainage der Abszesshöhle durchgeführt. Um das Risiko einer Nervenverletzung möglichst gering zu halten empfehlen wir grundsätzlich diese Maßnahme unter Fazialismonitoring durchzuführen. Selten können auch multiple Abszesse vorliegen, die sich mit den oben genannten Maßnahmen nicht beherrschen lassen. In diesen Fällen bleibt als ultima ratio nur die subtotale Parotidektomie. Da auf Grund der ausgeprägten Entzündungsreaktion mit einem erhöhten Risiko einer Fazialisparese zu rechnen ist, muss die Indikation streng gestellt werden. Am Bundeswehrkrankenhaus Ulm wurde diese Vorgehensweise im Verlauf der letzten 15 Jahre nur bei 2 Patienten erforderlich. Bei beiden Patienten gelang es mit dieser Vorgehensweise die Infektion auszuheilen ohne dass eine permanente Fazialisparese resultierte.

Beim Submandibularisabszess gelten die gleichen Grundsätze. Hier erfolgt die Hautinzision 2 querfingerbreit unterhalb des horizontalen Unterkieferastes parallel zum Verlauf des R. marginalis mandibulae n. facialis.

Sonstige Formen der bakteriellen Sialadenitis

Neben der gewöhnlichen eitrigen Sialadenitis gibt es einige seltene Formen der bakteriellen Sialadenitis, die sowohl diagnostisch als auch therapeutisch Probleme bereiten können. Im Vordergrund stehen dabei die Aktinomykose, die Tuberkulose und die atypischen mykobakteriellen Infektionen der Kopfspeicheldrüsen.

Aktinomykose

Bei der Aktinomykose der großen Kopfspeicheldrüsen handelt es sich um eine sehr seltene chronische bakterielle Infektion, die überwiegend auf direktem Wege z.B. über Schleimhautverletzungen, selten aber auch lymphogen, hämatogen oder ductogen erfolgt. Bei dem Erreger handelt es sich meistens um Actinomyces israeli (gelegentlich auch Actinomyces naeslundi, odontolyticus, gerencseriae, oder bovis) ein anaerobes, grampositives Bakterium. Häufig liegt eine Mischinfektion bei der Staphylococcus. aureus, Pseudomonas aeruginosa, vergrünenden Streptokokken und Bakteroides spp. beteiligt sind , vor.

Betroffen sind oft immunsupprimierte Patienten (HIV, Diabetes, Alkoholismus u.a.). Meist kommt es über einen Zeitraum von Wochen zu einer langsam zunehmenden, nur gering schmerzhaften, derben, schlecht verschieblichen Schwellung, die eher an ein tumoröses Geschehen als an eine Sialadenitis denken lässt. Die Haut über der betroffenen Drüse kann gerötet und überwärmt sein. Gelegentlich kommt es zu Abszessen, Ulcerationen bzw. zur Fistelbildung sowie einer Ausbreitung auf benachbarte Weichteil- und Knochenstrukturen.

Als weiterführende Diagnostik sollte nach der klinischen Untersuchung eine CT der Gesicht-/Halsregion erfolgen. Gesichert wird die Diagnose letztendlich bakteriologisch, wobei der Keim über einen Zeitraum von ca. 2 Wochen angezüchtet werden muss. Zusätzlich gilt es die Begleitflora zu identifizieren und auf Resistenzen zu testen. Die Diagnose kann durch den zusätzlichen histologischen oder zytologischen Nachweis von Actinomyces – Drusen ergänzt werden.

Die Therapie der Wahl bei der zervikofacialen Actinomykose ist die Antibiotikabehandlung. Bewährt hat sich hierbei vor allem eine parenterale Gabe von Amoxicillin+Clavulansäure über einen Zeitraum von mindestens 14 Tagen. Damit lassen sich die meisten unkomplizierten Actinomykosen ausheilen. In Einzelfällen kann ein Fortführen der antibiotischen Therapie über einige Wochen erforderlich werden. In Abhängigkeit von der Begleitflora, z. B. bei Anwesenheit besonders resistenter gramnegativer Anaerobier kann eine Kombination mit Aminoglykosiden bzw. Imidazolen oder Lincosamiden erforderlich werden.

Besteht eine Penicillinallergie, so kommen in Abhängigkeit von der Resistenzlage Lincosamide, Tetrazykline oder Imidazole in Frage.

Liegt eine Einschmelzung vor, muss eine Inzision und Drainage des Abszesses erfolgen. In therapieresistenten Fällen kann eine Submandibulektomie, bzw. eine subtotale Parotidektomie zusätzlich zur antibiotischen Therapie erforderlich werden. Bei Befall benachbarter Oberkiefer- bzw. Unterkieferanteile kann eine chirurgische Sanierung der betroffenen Knochenstrukturen, ggf. in Kombination mit einer hyperbaren Sauerstofftherapie notwendig werden.

Tuberkulose

Nachdem die Inzidenz der Tuberkulose in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts in den westlichen Industrienationen massiv zurückgegangen war, kam es in den letzten Jahrzehnten erneut zu einer deutlichen Zunahme der Erkrankung. Der Grund hierfür dürfte in der zunehmende Globalisierung und der Migration von Menschen aus der 3. Welt zu sehen sein. Eine Analyse des eigenen Patientengutes zeigte, das 11 von 13 Patienten mit Speicheldrüsentuberkulose aus Ländern mit ungünstigen Verhältnissen hinsichtlich allgemeiner Hygiene und Lebensmittelhygiene stammten. Darüber hinaus findet man Tuberkulose mit extrapulmonalen Manifestationen gehäuft bei Menschen mit reduzierter Immunkompetenz.

Eine Manifestation der Infektion in der Kopf-/Halsregion findet sich in ca. 15 % aller Tuberkulosefälle. Eine Infektion der Speicheldrüsen mit Mycobacterium tuberculosis hingegen stellt eine Rarität dar. Meistens handelt es sich nicht um einen primären Befall des Drüsenparenchyms sondern der der intra- / und oder periglandulären Lymphknoten Betroffen ist dabei vorwiegend die Gl. parotis. In früheren Jahren ist man davon ausgegangen, dass es sich bei der Tuberkulose der Kopfspeicheldrüsen in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle um eine postprimäre Tuberkulose handelt. Neuere Untersuchungen konnten diese Vorstellung nicht bestätigen. Kim et al. konnten lediglich bei 2 von 8 Patienten mit Parotistuberkulose (75 %) eine pulmonale Beteiligung nachweisen.

Das klinische Bild ist meist durch eine langsam wachsende, derbe, nicht schmerzhafte Raumforderung charakterisiert, die häufig nicht gut verschieblich ist. Gelegentlich kann es zur Infiltration der darüber liegenden Haut, zu Ulzerationen oder zur Bildung transkutaner Fisteln kommen. In einzelnen Fällen wurde auch das Auftreten einer Fazialisparese beschrieben. Nahezu regelmäßig finden sich konstitutionelle Symptome wie Müdigkeit, Gewichtsverlust oder Nachtschweiß.

Letztendlich lässt die klinische Symptomatik bei voller Ausprägung mehr an ein neoplastisches Geschehen als an eine bakterielle Sialadenitis denken. Hierdurch resultiert ein nicht unerhebliches Risiko einer übereilten invasiven Diagnostik, die für den betroffenen Patienten eine unnötige Belastung mit sich bringen kann.

Zu Beginn der Diagnostik stehen eine umfassende Anamnese und die klinische Untersuchung, die durch eine Ultraschalluntersuchung der Drüse ergänzt werden. Hierbei finden sich in der Regel eine, gelegentlich auch mehrere Raumforderungen mit oder ohne zentrale Einschmelzung. Zur weiteren Abklärung kann eine CT- Untersuchung der Kopf-Halsregion durchgeführt werden. Letztere zeigt ähnlich wie bei der Halslymphknotentuberkulose eine zentral hypodense Raumforderung mit Kontrastmittel aufnehmendem Randwall. Als nächster Schritt erfolgt eine ultraschallgesteuerte Feinnadelbiopsie. Wenn auf Grund des klinischen Bildes bzw. der Anamnese bereits zu diesem Zeitpunkt der Verdacht auf eine TBC besteht, kann neben der zytologischen Untersuchung ein Teil des Materials einer gezielten PCR-Analyse zugeführt werden. Andernfalls muss dies, falls die zytologische Untersuchung eine chronische Entzündung oder sogar eine epitheloidzellige Entzündung zeigt, nachgeholt werden. Die Kombination FNAC und PCR wurde bislang überwiegend bei der Diagnostik der Halslymphknoten-TBC eingesetzt. Hierbei konnte eine Sensitivität und Spezifität von über 90 % erreicht werden. Ähnlich gute Ergebnisse wurden mittlerweile für die Parotistuberkulose berichtet.

Durch diese Vorgehensweise kann in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle auf eine invasive Diagnostik im Sinne einer PE oder einer „diagnostischen“ lateralen Parotidektomie verzichtet werden.

Als Therapie der Wahl erfolgt bei der Speicheldrüsentuberkulose wie bei anderen Manifestationen der Infektion eine Behandlung mit Antituberkulotika. Bei einer unkomplizierten Tuberkulose wird in der Regel eine Kombination von Isoniazid, Rifampicin, Ethambutol und Pyrazinamid eingesetzt. Bei extrapulmonalen Manifestationen wie im Bereich der Kopfspeicheldrüsen wird die Behandlungsdauer mit durchschnittlich 8 – 12 Monaten veranschlagt.

In den letzten Jahren ist leider vermehrt zum Auftreten multiresistenter Bakterienstämme gekommen, wodurch die Behandlung der Tuberkulose erheblich erschwert wird. Vor allem eine unzureichende Therapie in Osteuropa, Afrika und Zentralasien scheint eine wichtige Ursache für die Resistenzentwicklung darzustellen. In diesen Fällen muss die Standardtherapie um mindest zwei wirksame Substanzen (z.B. Linezolid, Kapreomycin, Moxifloxacin u.a.) erweitert werden.

In Ausnahmefällen kann zusätzlich eine chirurgische Therapie im Sinne einer lateralen Parotidektomie ggf. mit Resektion benachbarter Gewebestrukturen erforderlich werden. Dies ist vor allem bei nicht ausreichendem Erfolg der Chemotherapie oder bei transkutanen Ulcerationen und Fistelbildungen der Fall.

Atypische mykobakteriellen Infektionen

Atypische mykobakterielle Infektionen (M. avium, M. avium-intercellulare, M. scrofulaceum, M. malmoense) im Kopf- / Halsbereich manifestieren sich vorwiegend bei Kindern und Jugendlichen. Der Infektionsweg ist ähnlich wie bei der Tuberkulose. Klinisch handelt es sich ebenfalls um eine langsam an Größe zunehmende, schmerzlose, derbe Schwellung im Bereich der betroffenen Speicheldrüse. Die Haut über der Raumforderung ist häufig infiltriert und livide verfärbt. Nicht selten kommt es zur Ulceration und Fistelbildung. Im Gegensatz zur Tuberkulose wird eine systemische Manifestation eher selten und fast ausschließlich bei immunsupprimierten Patienten beobachtet.

Das diagnostische Vorgehen erfolgt wie bei der Speicheldrüsentuberkulose. Auch hier stehen neben der Bildgebung (B-scan, ggf. CT) FNAC, PCR und die mikrobiologische Untersuchung im Vordergrund.

Im Gegensatz zum M. tuberculosis sind die meisten atypischen Mykobakterien resistent gegen die gängigen Antituberkulotika. Akzeptable Ansprechrate werden nur durch den Einsatz neuerer Chemotherapeutika (Rifabutin, Clarithromycin, Levofloxacin u.a.), die allerdings ein erhebliches Nebenwirkungsspektrum aufweisen erreicht.

Bei lokalen Prozessen im Bereich der Kopfspeicheldrüsen und / oder der benachbarten Lymphknoten ist die chirurgische Sanierung (z.B. laterale Parotidektomie) die Therapie der Wahl eine systemische Therapie beschränkt sich in der Regel auf immunsupprimierte Patienten mit dem Risiko einer Dissemination (HIV-Infizierte) oder Patienten bei denen nach chirurgischer Therapie die Infektion persistiert.

Die akute eitrige Sialadenitis wird meist durch eine aufsteigende duktale Infektion infolge eines verminderten Speichelflusses verursacht. Wichtigste Risikofaktoren sind exsikkierende Erkrankungen, eine unzureichende Flüssigkeitszufuhr und Speicheldrüsenerkrankungen die mit einer verminderten Speichelbildung oder einer Obstruktion des Ausführungsgangsystems einhergehen.

In der Mehrzahl der Fälle handelt es sich um eine Infektion mit Staphylococcus aureus. Allerdings kommen auch zahlreiche andere pathogene Keime in Frage. Eine bakteriologische Untersuchung einschließlich Antibiogramm sollte daher grundsätzlich erfolgen.

Initial muss neben einer Normalisierung des Flüssigkeits- und Elektrolythaushalts und einer Stimulation der Speichelsekretion eine Therapie mit einem staphylokokkenwirksamen Antibiotikum erfolgen. Weiterhin müssen Gangobstruktionen durch Stenosen oder Speichelsteine beseitigt werden. Abszesse müssen drainiert werden. In seltenen Fällen kann eine Parotidektomie erforderlich sein.

Als seltene Formen der bakteriellen Sialadenitis sind die Aktinomykose, die Tuberkulose und die atypische Mykobakteriose, die mit einem Speicheldrüsentumor verwechselt werden können, von Bedeutung. Moderne Verfahren, wie z.B. die FNAC in Kombination mit der PCR ermöglichen hier eine wenig invasive Diagnostik mit hoher Treffsicherheit.

Bakterielle Infektionen der großen Kopfspeicheldrüsen

Die bakteriellen Sialadenitiden manifestiert sich vorwiegend im Bereich der Gl. parotis als ductale, aufsteigende Infektionen im Gefolge eines verminderten Speichelflusses. Letzterer kann durch systemische Ursachen wie unzureichende Flüssigkeitszufuhr, exsikkierende Erkrankungen oder xerogene Medikamente verursacht werden. Andererseits müssen Speicheldrüsenerkrankungen die mit einer verminderten Sekretion oder einer Obstruktion des Ausführungsgangsystems einhergehen in Betracht gezogen werden. Als verantwortlicher Keim wird meist Staph. aureus nachgewiesen. Darüber hinaus können zahlreiche andere aerobe und anaerobe Keime eine eitrige Sialadenitis auslösen. Neben einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr bzw. der Beseitigung von Abflusshindernissen und Stimulation des Speichelflusses muss eine antibiotische Therapie gemäß Antibiogramm erfolgen. Gelegentlich z.B. bei Abszedierung wird eine chirurgische Therapie erforderlich. Die Aktinomykose, sowie die Tuberkulose und die atypische Mykobakteriose stellen seltene Formen der bakteriellen Sialadenitis dar, die klinisch oft als Speicheldrüsentumoren imponieren.

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