Interdisziplinäre Abklärung von Riechstörungen
Riechstörungen in der Bevölkerung sind ausgesprochen häufig, man geht heute davon aus, dass die Prävalenz bis zu 25% beträgt. Eine schwedische Studie aus dem Jahr 2004 fand den Anteil von Personen mit einer Minderung des Riechvermögens (Hyposmie) mit 13%, der Anteil mit vollständig fehlendem Riechvermögen (Anosmie) mit 6%. Auch aus Deutschland liegen Daten vor, die vergleichbare Zahlen zeigen. In einer Studie von Landis et al. zeigten 20% der getesteten Probanden eine Beeinträchtigung des Riechvermögens, 5% waren funktionell anosmisch. Das Leitsymptom für die meisten Patienten(innen) ist jedoch der Schmecksinn. Vielen Patienten(innen) ist nicht bewusst, dass Schmecken riechen ist. Geschmeckt werden jedoch nur süß, sauer, salzig, bitter und Umami (Glutamat). Alle anderen Wahrnehmungen sind Komplexerfahrungen, die im Wesentlichen durch das Riechen getriggert werden. Somit muss man bei Geschmackstörungen immer auch an eine Riechstörung denken und eine entsprechende Abklärung (unter Einbeziehung bildgebender Diagnostik) in die Wege leiten.
Man unterscheidet Riechstörungen gemäß der Leitlinie in sinunasal bedingte und nicht sinunasal-bedingte Störungen. Zur ersten Gruppe gehören vor allem chronisch-entzündliche Erkrankungen der Nasennebenhöhlen, allergische und nicht-allergische Rhinopathien sowie anatomische Pathologien. Zu den nicht sinunasal-bedingten Störungen des Riechvermögens zählen zum Beispiel posttraumatische, postinfektiöse, toxische und kongenitale Störungen sowie neurodegenerative Erkrankungen.
Trotz umfangreicher Abklärung und Therapie lässt sich bei einem großen Teil der Riechstörungen (ca. 70%) keine fassbare Ursache finden. Man geht dann von einer idiopathischen Riechstörung aus. Wie das Hören und das Sehen auch unterliegt der Geruchsinn einer Altersveränderung. Das Riechen nimmt in der Regel ab dem 50 Lebensjahr ab, da die neuronalen Verknüpfungen weniger gut ausgeprägt sind.
Bei Schwangeren kann es zu einer erheblichen Zunahme des Riechvermögens kommen. Die Mechanismen hierfür sind letztendlich unklar, man geht von einer hormonellen Sensibilisierung der Riechrezeptoren aus. Auch das kann die Lebensqualität extrem einschränken. Auch Veränderungen des Riechens sind möglich. So werden manchmal spezielle Riechqualitäten wahrgenommen oder das Riechen ist sehr unangenehm verändert (Kakosmie) oder es werden auch nicht vorhandene Riechqualitäten empfunden (Phantosmie).
Auch die Abklärung der Riech- und Geschmackstörungen ist eine interdisziplinäre Aufgabe, die wir bei Ihnen gerne durchführen.